Sonntag, 2. Dezember 2012

Review: Anthony (Savoy/Intergroove)



 

Wer sich öfter mal durch die Tiefen diverser Review-Seiten wühlt – immer begierig auf der Suche nach einem unbekannten Trash-Feuerwerk für den nächsten Filmabend – wird sicherlich schon mal über Anthony gestolpert sein und das wahrscheinlich im Zusammenhang mit glibbrigen Monstern, Splatter und schleimigen Effekten. Derartige Erwartungen lassen natürlich den Fan des gediegenen Trash-Films aufhorchen und leiten die Suche nach einem Exemplar für die hauseigene Sammlung ein. Im Fall von Anthony ein nicht sehr leichtes Unterfangen, lag der Film doch bei uns – und auch weltweit – nur in einer abgenudelten VHS-Fassung vor. Wer also bei nächtlichen Raubzügen durch alte Videotheken-Bestände oder ebay nicht fündig wurde, musste schmachten und sich derweil mit ähnlich gelagerten Krachern wie z.B. Creepozoids oder Creep Zone unterhalten. Doch 2011 hatte das Warten ein Ende und ausgerechnet in Deutschland erschien The Kindred – so der Original-Titel – bei Savoy Film. So kann man sich Anthony erstmals in digitaler Form ins Regal stellen, doch leider erfüllt diese Edition bei weitem nicht den Wunsch nach einer adäquaten Heimkino-Veröffentlichung – doch dazu später mehr.

Während der Film hierzulande durch die deutsche Titelgebung zwei Nachfolger spendiert bekam, ist Anthony tatsächlich Teil einer ganzen Reihe von Horror-Filmen, die das Regie-Duo Stephen Carpenter und Jeffrey Obrow in den 70ern und 80ern fabrizierte. Inhaltlich hat der Film jedoch nichts mit beispielsweise Carpenters und Obrows The dorm that dripped blood zu tun. Die Story ist – so wie man es sich für den Trash-Abend erwartet – simpel gehalten und erinnert an die oben genannten Machwerke. Mütterchen Amanda kann das Experimentieren auch nach dem offiziellen Ende ihrer Karriere als Wissenschaftlerin nicht lassen und – jetzt kommt der erste Brüller – richtet mit einem Stoff, der eigentlich nur bei Meereswesen vorkommt, eine üble Sauerei an. Fortan wird ihr Landhaus von einem schleimigen Mutanten bevölkert. Nach Mutters – unnatürlichen – Tod muss der Sohnemann, seines Zeichens ebenfalls Forscher, die Sache in Ordnung bringen. Dummerweise hat da auch ein Wissenschafts-Kollege mit Aussicht auf den Nobel-Preis ein Wörtchen mitzureden – und dieser Kollege wird von niemand geringerem als Rod Steiger gespielt!

Durchaus erstaunlich, dass sich in Anthony einige schauspielerische Hochkaräter verstecken. Neben Steiger – immerhin ein Weggefährte Sergio Leones (Todesmelodie) – auch Kim Hunter, u.a. bekannt als Dr. Zira aus den Planet der Affen-Filmen. Doch auch sie können nicht verhindern, dass das Machwerk unvermeidbar immer tiefer im Trash-Sumpf versinkt – und das ist auch gut so, ein Grund mehr für uns, freudig in die Hände zu klatschen. Nach kurzem Vorgeplänkel geht es direkt ab in ein unterirdisches Verlies, wo allerhand entstellte Mutationen ihr Dasein fristen. Wurde somit klargestellt, dass der von Steiger gespielte Weißkittel nichts Gute im Schilde führt, geht es in Amandas Landhaus munter weiter. Ab jetzt wechseln sich – durchaus straff inszeniert – ruhigere Passagen mit den erhofften Ekel-Momenten ab. Den Auftakt bietet eine echt fiese Szene in der – an eine ähnliche Stelle aus Nightmare On Elm Street 5 erinnernd – während einer Autofahrt eine Fau von Tentakeln attackiert wird, die unter ihre Haut eindringen.

Ein wenig später dann tauchen die ersten großen Gummi-Monster auf, die gegen die Effekte von John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt ganz schön abstinken, doch dem Trash-Fan den gnädigen Daumen nach oben entlocken werden. Ganz am Schluss dreht der Film dann so richtig auf und es wird einem eklige Effekt-Orgie um die Ohren gehauen, dass es eine Freude ist. Genau das sollte man von jedem Film dieser Couleur erwarten dürften. Anthony ist ein rundum solides Stück Zelluloid, das im übrigen mit einem nicht übermäßig talentiertem aber angemessen Cast glänzt.

Dumm nur, dass man auf der DVD von Savoy von den darstellerischen Leistungen, vor allem aber von den Effekten, besonders in den dunklen Szenen – und das sind viele – nur bedingt etwas mitbekommt. Der Film wurde nämlich für die digitale Fassung nicht etwa von einem hochwertigen Master abgetastet sondern – so scheint es zumindest für den Laien ohne Kenntnis der Materiallage – von einem Video-Band gezogen. Das ist natürlich unerfreulich, denn so erwirbt man hier praktisch eine VHS in DVD-Form. Und selbst für VHS-Verhältnisse ist das Bild er bescheiden, wie man angesichts der hier gezeigten Screenshots wohl gut erkennen kann. Extreme Detailarmut, Nachzieheffekte, verwaschene Farben – hier hakt es wirklich an allen Ecken und Kanten. In dunklen Szenen geht dann das Bild mehr oder weniger komplett flöten. Der erste Film des Regie-Gespanns The dorm that dripped blood ist übrigens in den USA bereits als Blu-ray erhältlich. Ob dies jemals mit Anthony geschehen wird, darf bezweifelt werden – zumindest eine ordentliche DVD-Fassung wäre aber wünschenswert gewesen.
Zwei Pluspunkte hat die Scheibe aber: Erstmal hat man sich beim Cover für das Motiv entschieden, das auch schon die deutsche DVD zierte. Zudem kann man dank Wendecover das hässliche FSK-Sticker verstecken. Zweitens - und das dürfte für viele wohl der ausschlaggebende Grund für die DVD – hat man den englischen Original-Ton mit auf die DVD gepackt. Erfreulicherweise machen sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur ganz im Gegensatz zum Bild eine sehr solide Figur, will heißen: beide bieten ein klares Tonbild, die die Dialoge sind gut verständlich.
Dass außer ein paar Trailern keine Extras auf der DVD sind, dürfte wohl niemanden verwundern.

Von daher kann man diese Veröffentlichung nur sehr eingeschränkt empfehlen. Schade, denn Anthony lässt das Herz des Trash-Fans höher schlagen und ist daher absolut empfehlenswert.