Dienstag, 16. Januar 2018

Cannibal Man (Subkultur-Entertainment)


Mit dem spanischen Genre-Beitrag Cannibal Man geht Subkultur-Entertainment innerhalb der Grindhouse Collection Vol. 2 in die zweite Runde. Dabei mag der Film von Eloy de la Iglesia eigentlich gar nicht so recht in die Ecke Grindhouse oder auch Bahnhofskino passen. De la Iglesia hat mit La semana del asesino (dt.: Die Woche des Mörders) einen ruhigen, sorgsam gefilmten Thriller inszeniert, der zumindest stellenweise eher an Hitchcocks Psycho erinnert. Das hatte damals offenbar schon der Verleih in den USA gemerkt und den Film dort auch unter dem Titel The apartment on the 13th floor herausgebracht.
Seine Qualitäten zieht der Film v.a aus der überzeugenden Leistung des Hauptdarstellers Vicente Parras. Er verkörpert den glücklosen Marcos, der mit dem Totschlag an einem Taxi-Fahrer in einen Strudel von Gewalttaten gezogen wird. Wirklich reißerisch ist dabei lediglich die Art und Weise, wie sich Marcos seiner Opfer erledigt: Er entsorgt sie stückchenweise in einer Schlachterei, die gleichzeitig auch Produzent für Fleischsuppe ist.
Selbst in diesen Szenen ist die Darstellung aber auffällig zurückhaltend und nur in seltenen Momenten wird auf eine explizite Gewaltdarstellung gesetzt. Angereichert wird der Thriller durch die unterschwellige Kritik an der spanischen Gesellschaft während Francos Regime sowie der angedeuteten homosexuellen Beziehung Marcos' zu dem reichen aber nicht minder frustrierten Néstor. Interessanterweise spiegelt sich hier die Lebensgeschichte Vicente Parras wider, dem auf dem Weg zum Filmstar seine verdeckte Homosexualität zum Verhängnis wurde. Gemeinsam mit De la Iglesia dreht er mit Nadie oyó gritar (dt.: Niemand hörte Schreie) einen weiteren Thriller, der jedoch hierzulande nie veröffentlicht wurde.
Cannibal Man erfährt nun bei Subkultur seine HD-Weltpremiere, wie gehabt als Blu-ray-DVD-Combo. Litt der erste Eintrag in der Grindhouse Collection Vol. 2 – Cirio H. Santiagos Death Force – noch unter einem stark ramponierten Master, so erstrahlt Cannibal Man wirklich in einem ganz neuen Licht. Abgesehen von einigen kleinen Verschmutzungen muss sich die Restauration dieses wenig bekannten Filmes nicht vor der Neuauflage diverser wohlbekannter Klassiker verstecken. Wie immer verzichtet Subkultur auf DNR oder sonstige digitale Verschlimmbesserung. Ein echter Wermutstropfen ist hingegen das Fehlen des spanischen Originaltons, der zumindest auf offiziellem Wege nicht mehr auffindbar war. Neben dem englischen Ton entschädigt dafür die wirklich gelungene deutsche Synchronisation. Die Extras fallen im direkten Vergleich zu Death Force etwas mager aus, mit den Deleted Scenes findet sich jedoch auch hier ein Highlight, das bisher auf keiner Veröffentlichung des Filmes zu finden war. Diese Szenen offenbaren u.a. explizit, was im Film nur angedeutet wurde. Die wie immer gelungene Trailershow macht diesmal u.a. Lust auf Trash-Klassiker wie Das Söldnerkommando. Insgesamt also eine Edition, die die Vorfreude auf die voraussichtlich nächsten beiden Einträge der Grindhouse Collection Vol. 2 immens steigert: Joseph Ellisons Das Haus der lebenden Leichen und Jack Hills Die Bronx-Katzen.


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