Wer
sich öfter mal durch die Tiefen diverser Review-Seiten wühlt –
immer begierig auf der Suche nach einem unbekannten Trash-Feuerwerk
für den nächsten Filmabend – wird sicherlich schon mal über
Anthony gestolpert sein und das wahrscheinlich im Zusammenhang mit
glibbrigen Monstern, Splatter und schleimigen Effekten. Derartige
Erwartungen lassen natürlich den Fan des gediegenen Trash-Films
aufhorchen und leiten die Suche nach einem Exemplar für die
hauseigene Sammlung ein. Im Fall von Anthony ein nicht sehr leichtes
Unterfangen, lag der Film doch bei uns – und auch weltweit – nur
in einer abgenudelten VHS-Fassung vor. Wer also bei nächtlichen
Raubzügen durch alte Videotheken-Bestände oder ebay nicht fündig
wurde, musste schmachten und sich derweil mit ähnlich gelagerten
Krachern wie z.B. Creepozoids oder Creep Zone unterhalten. Doch 2011
hatte das Warten ein Ende und ausgerechnet in Deutschland erschien
The Kindred – so der Original-Titel – bei Savoy Film. So kann man
sich Anthony erstmals in digitaler Form ins Regal stellen, doch
leider erfüllt diese Edition bei weitem nicht den Wunsch nach einer
adäquaten Heimkino-Veröffentlichung – doch dazu später mehr.
Während der Film hierzulande durch die deutsche Titelgebung zwei Nachfolger spendiert bekam, ist Anthony tatsächlich Teil einer ganzen Reihe von Horror-Filmen, die das Regie-Duo Stephen Carpenter und Jeffrey Obrow in den 70ern und 80ern fabrizierte. Inhaltlich hat der Film jedoch nichts mit beispielsweise Carpenters und Obrows The dorm that dripped blood zu tun. Die
Story ist – so wie man es sich für den Trash-Abend
erwartet – simpel gehalten und erinnert an die oben genannten
Machwerke. Mütterchen Amanda kann das Experimentieren auch nach dem
offiziellen Ende ihrer Karriere als Wissenschaftlerin nicht lassen
und – jetzt kommt der erste Brüller – richtet mit einem Stoff,
der eigentlich nur bei Meereswesen vorkommt, eine üble Sauerei an.
Fortan wird ihr Landhaus von einem schleimigen Mutanten bevölkert.
Nach Mutters – unnatürlichen – Tod muss der Sohnemann, seines
Zeichens ebenfalls Forscher, die Sache in Ordnung bringen.
Dummerweise hat da auch ein Wissenschafts-Kollege mit Aussicht auf
den Nobel-Preis ein Wörtchen mitzureden – und dieser Kollege wird
von niemand geringerem als Rod Steiger gespielt!
Durchaus
erstaunlich, dass sich in Anthony einige schauspielerische
Hochkaräter verstecken. Neben Steiger – immerhin ein Weggefährte
Sergio Leones (Todesmelodie) – auch Kim Hunter, u.a. bekannt als
Dr. Zira aus den Planet der Affen-Filmen. Doch auch sie können nicht
verhindern, dass das Machwerk unvermeidbar immer tiefer im
Trash-Sumpf versinkt – und das ist auch gut so, ein Grund mehr für
uns, freudig in die Hände zu klatschen. Nach kurzem Vorgeplänkel
geht es direkt ab in ein unterirdisches Verlies, wo allerhand
entstellte Mutationen ihr Dasein fristen. Wurde somit klargestellt,
dass der von Steiger gespielte Weißkittel nichts Gute im Schilde
führt, geht es in Amandas Landhaus munter weiter. Ab jetzt wechseln
sich – durchaus straff inszeniert – ruhigere Passagen mit den
erhofften Ekel-Momenten ab. Den Auftakt bietet eine echt fiese Szene
in der – an eine ähnliche Stelle aus Nightmare On Elm Street 5
erinnernd – während einer Autofahrt eine Fau von Tentakeln
attackiert wird, die unter ihre Haut eindringen.
Ein
wenig später dann tauchen die ersten großen Gummi-Monster auf, die
gegen die Effekte von John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt
ganz schön abstinken, doch dem Trash-Fan den gnädigen Daumen nach
oben entlocken werden. Ganz am Schluss dreht der Film dann so richtig
auf und es wird einem eklige Effekt-Orgie um die Ohren gehauen, dass
es eine Freude ist. Genau das sollte man von jedem Film dieser
Couleur erwarten dürften. Anthony ist ein rundum solides Stück
Zelluloid, das im übrigen mit einem nicht übermäßig talentiertem
aber angemessen Cast glänzt.
Dumm
nur, dass man auf der DVD von Savoy von den darstellerischen
Leistungen, vor allem aber von den Effekten, besonders in den dunklen
Szenen – und das sind viele – nur bedingt etwas mitbekommt. Der
Film wurde nämlich für die digitale Fassung nicht etwa von einem
hochwertigen Master abgetastet sondern – so scheint es zumindest
für den Laien ohne Kenntnis der Materiallage – von einem
Video-Band gezogen. Das ist natürlich unerfreulich, denn so erwirbt
man hier praktisch eine VHS in DVD-Form. Und selbst für
VHS-Verhältnisse ist das Bild er bescheiden, wie man angesichts der
hier gezeigten Screenshots wohl gut erkennen kann. Extreme
Detailarmut, Nachzieheffekte, verwaschene Farben – hier hakt es
wirklich an allen Ecken und Kanten. In dunklen Szenen geht dann das
Bild mehr oder weniger komplett flöten. Der erste Film des
Regie-Gespanns The dorm that dripped blood ist übrigens in den USA
bereits als Blu-ray erhältlich. Ob dies jemals mit Anthony geschehen
wird, darf bezweifelt werden – zumindest eine ordentliche
DVD-Fassung wäre aber wünschenswert gewesen.
Zwei
Pluspunkte hat die Scheibe aber: Erstmal hat man sich beim Cover für
das Motiv entschieden, das auch schon die deutsche DVD
zierte. Zudem kann man dank Wendecover das hässliche FSK-Sticker
verstecken. Zweitens - und das dürfte für viele wohl der
ausschlaggebende Grund für die DVD – hat man den englischen
Original-Ton mit auf die DVD gepackt. Erfreulicherweise machen sowohl
die englische als auch die deutsche Tonspur ganz im Gegensatz zum
Bild eine sehr solide Figur, will heißen: beide bieten ein klares
Tonbild, die die Dialoge sind gut verständlich.
Dass
außer ein paar Trailern keine Extras auf der DVD sind, dürfte wohl
niemanden verwundern.
Von
daher kann man diese Veröffentlichung nur sehr eingeschränkt
empfehlen. Schade, denn Anthony lässt das Herz des Trash-Fans höher
schlagen und ist daher absolut empfehlenswert.