Sie tötete in Ekstase ist neben Vampyros Lesbos eine der interessantesten Früchte, die die Zusammenarbeit von Jesús Franco und Soledad Miranda hervorgebracht hat. Stilistisch sind beide Werke ähnlich gestaltet: Noch mehr als in seinem restlichen Oeuvre verzichtet Franco hier auf eine stringente Erzählweise und komponiert Sie tötete in Ekstase aus fast schon surrealistischen Teilstücken. Besonders deutlich wird dies bereits in den ersten Filmminuten, in der die Vorgeschichte von Dr. Johnson erzählt wird, den zweifelhafte Experimente die Approbation und schließlich den Lebenswillen kosten. Erzählt wird dies aus dem Off von Mrs. Johnson – dargestellt von Soledad Miranda – mit der Stimme eines Racheengels, in den sie sich im weiteren Verlauf der Geschichte verwandeln wird. Die naheliegenden Assoziationen, die der Filmtitel erweckt, werden absolut erfüllt: Zentrum des Films sind alptraumhafte Sequenzen aus Sex und Gewalt, die sich größtenteils in ansprechend designten Sets abspielen.
Es ist unmöglich Jesús Franco ein Gespür für ganz besonders Ästhetik abzusprechen. Ganz gezielt hat er für seine Bilder architektonisch auffällige Hintergründe ausgewählt. Dass nahezu alle Handlungsorte in Sie tötete in Ekstase menschenleer sind, trägt zusätzlich zu einer surrealen Atmosphäre bei. Sie ziehen den Zuschauer ebenso in ihren Bann wie die mysteriöse Schönheit Soledad Mirandas. Auch die Franco-Routiniers Howard Vernon und Paul Müller oder auch Horst Tappert haben dem wenig entgegenzusetzen.
Leider kommt die Ästhetik des Films zumindest in der Kinofassung auf der Blu-Ray von Illusions Unltd. films nur bedingt zur Geltung. Vorweg kann ein großer Lob für die Restauration der Langfassung ausgesprochen werden, die den Film mit zusätzlichen Einstellungen von Sex und Gewalt bereichert. Diese sind hier zum ersten Mal zu sehen und fallen qualitativ nicht oder wenig vom restlichen Film ab. Generell sieht diese Langfassung so aus, wie man es sich zuvor erhoffen konnte. Das Bild ist detailreich und hinterlässt einen natürlichen, filmischen Eindruck ohne große Verschmutzungen, die Kompression verhält sich unauffällig. Die ebenfalls enthaltene Kino- und eigentliche Hauptfassung enttäuscht jedoch. Starke Artefaktbildung macht es schwer, den Film in dieser Form zu genießen: Es kommt zu Treppchenbildung und vereinzelt wirken Flächen stark pixelig. Allein diese Fassung ist auch auf der DVD enthalten (von der im Übrigen die Screenshots für diese Rezension stammen).
Auf Anfrage wurde von Illusions Unltd. films mitgeteilt, dass das Material für die Kinofassung vom Lizenzgeber stammt. Eine echte Erklärung ist das nicht und entschuldigt ebenso wenig, dass man sich nicht im Vorfeld um Transparenz bei der potenziellen Käuferschaft bemüht hat. Es entschädigen dafür das ansprechend gestaltete Mediabook und der lesenswerte Booklet-Text. Die enthaltenen Trailer sind allesamt nur in schlechter SD-Qualität enthalten. Es gibt nur eine deutsche Tonspur, was jedoch wenig verwundert, da dies die noch einzige erhaltene Tonfassung zu sein scheint.
Wem das von Illusions Unltd. films gebotene Gesamtpaket genügt, der erhält mit der Veröffentlichung eine gute Gelegenheit, Sie tötete in Ekstase (wieder-)zu entdecken. Man darf jedoch gespannt sein, wie sich im Vergleich die Blu-Ray von Severin aus den USA schlägt, die in Kürze erscheinen wird.