Rund
12 Jahre nach seinem ersten Auftritt als wahnsinniger Wissenschaftler
in The Curse of Frankenstein spielte Peter Cushing den Baron von
Frankenstein 1969 in Frankenstein must be destroyed. Weder war dies
also sein erster, noch sein letzter Auftritt in seiner wohl
wichtigsten Parade-Rolle neben seiner Verkörperung des
Vampir-Jägers Van Helsing. Dennoch sticht Cushings Darstellung in
dieser Hammer-Produktion besonders hervor und überhaupt hat man den
englischen Gentleman selten in einer derart sinisteren Rolle gesehen.
Durch und durch verkörpert er hier das kühle, berechnende Böse.
Bereits
in den ersten Filmminuten enthauptet er einen nichtsahnenden
Passanten und entledigt sich kurz darauf der Leichenteile. Baron von
Frankenstein wird von Cushing ganz pragmatisch verkörpert: Der von
der Wissenschaft geächtete und von der Justiz gejagte Frankenstein
trägt nur oberflächlich eine höfliche Art zur Schau, zögert
jedoch keine Sekunde, sich die Hände schmutzig zu machen. Er nistet
sich bei einer jungen Frau ein und nutzt die erste sich bietende
Gelegenheit, um sie und ihren Verlobten zu erpressen. Es handelt sich
um das Pärchen Karl und Anna, das – um den Krankenhausaufenthalt
von Annas Mutter zu bezahlen! – illegalen Drogenhandel betreibt.
Der junge Psychiater Karl wird dabei von Simon Ward dargestellt, der
hier sein Spielfilm-Debüt gab und im Anschluss mit Richard
Attenborough in Der junge Löwe zusammenarbeiten sollte. An seiner
Seite die Sex-Bombe Veronica Carlson, die in diesem Zeitraum noch in
weiteren Hammer-Filmen mitwirkte.
Beide
sehen sich den Attacken des Barons schutzlos ausgeliefert und dies
ist vielleicht das wichtigste Motiv in Frankenstein muss sterben, dem
sich die eigentliche Frankenstein-Thematik unterordnet: das
unschuldige Paar, dessen Existenz von außen Schritt für Schritt
zerstört wird. Im konkreten Fall benutzt Frankenstein seine Opfer,
um an das Gehirn eines verrückt gewordenen Kollegen – Doktor
Brandt – heranzukommen. Sein Ziel: Das Wissen zu konservieren und
für seine eigenen Experimente zu benutzen. Auf dem Weg dorthin
diskreditiert er den jungen Karl beruflich und macht ihm zum Mörder.
Anna wird von Frankenstein terrorisiert und schließlich brutal
vergewaltigt.
Es ist
besonders diese Szene, an der sich Cushings Darstellung des
Frankensteins in diesem Film exemplarisch festmachen lässt. Auf der
einen Seite spielt er das verkannte Genie, das für seine
Errungenschaften bis zum Äußerten geht. Dies ist ein Aspekt der
Figur, wie sie wohl in den meisten Interpretationen – sei es in
Literatur oder Film – zu tragen kommt. Das besondere an Cushings
Frankenstein ist jedoch, dass dieser auch seiner Triebnatur freien
Lauf lässt, die im harschen Kontrast zum kühlen Wissenschaftler
steht. Es ist dieser Kontrast, der Frankenstein muss sterben zu
einem besonderen Filmerlebnis macht.
Ebenso
wie Peter Cushing interessante neue Aspekte der Frankenstein-Figur zu
Tage fördert, gelingt dies Freddie Jones – wenn auch nicht in
diesem Ausmaß – in der Rolle des Monster. Bereits in dieser
Bezeichnung, liegt aber schon der Fehler, da von einer monströsen
Darstellung gar nicht die Rede sein kann. Die Figur unterscheidet
sich in einigen besonders offensichtlichen Eigenschaften von seinen
Vor- und Nachgängern. Zunächst geht es bei der ihrer Erschaffung
gar nicht darum, Tote wiederzuerwecken – hierin hat Frankenstein
offensichtlich bereits einige Übung. Es geht um die Konservierung
eines außergewöhnlichen Intellektes, wozu der der verstorbene
Doktor Brandt mittels einer Gehirntransplantation in einem neuen
Körper wiederbelebt werden muss.
Der so
wieder Auferstandene zeichnet sich weder durch die in anderen
Darstellungen üblichen Entstellungen aus, noch verfällt er in
sinnlose Raserei. Ganz im Gegenteil bewahrt er Besonnenheit und
benutzt seine Intelligenz, um sich an Frankenstein zu rächen.
Natürlich ist dies alles nicht ganz durchdacht – warum
beispielsweise wird der verrückte Professor im neuen Körper wieder
geistig gesund? – bietet aber dennoch einen interessanten
Ausgangspunkt für das Ende des Films, das sich ganz klassisch in
einem brennenden Gebäude entfaltet.
Die
DVD von Warner
Während
sich besonders Koch Media und Anolis in den letzten Jahren um die
Hammer-Filme hier in Deutschland bemüht hat, wurde Frankenstein muss
sterben vor nun fast zehn Jahren von Warner auf DVD veröffentlicht.
Gerade im Hinblick auf das Alter der DVD ist die Qualität sehr gut:
Sowohl Farbe als auch Bildschärfe hinterlassen hochskaliert auf
einem großen Flachbildfernseher einen guten Eindruck. Größere
digitale Manipulationen oder Probleme mit der Kompression sucht man
hier ebenso vergebens, sodass diese betagte Fassung immer noch sehr
gute Dienste leistet. Beim Ton fällt auf, dass auf der englischen
Tonspur die Musik weitaus kräftiger abgemischt wurde, dafür aber
auch durchgehend ein deutlich hörbares Rauschen herrscht. Sowohl der
deutsche als auch der englische Original-Ton bieten jedoch –
zumindest für meine laienhafte Ohren – keinen Grund zur
Beanstandung. Bis auf einen Trailer bietet die Veröffentlichung
keine Extras.
Trotzdem
eine empfehlenswerte Edition, die auch heute noch eine gute Figur
macht. Man darf gespannt sein, ob man uns diesen Film irgendwann auf
Blu-ray kredenzt. Wert wäre er es allemal. Er mag nicht zu den
großen Meisterwerken aus dem Hause Hammer gehören, überzeugt
jedoch besonders durch die Darstellungen von Peter Cushing und
Freddie Jones. Das der Film zu dem durch atmosphärische Sets den
Zuschauer in seinen Bann zieht, muss bei einer Hammer-Produktion wohl
kaum erwähnt werden. Unbedingt empfehlenswert.
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